Zum Tode von Ottmar Schreiner

Veröffentlicht am 19.04.2013 in Allgemein

Vor kurzem ist Ottmar Schreiner nach langem Krebsleiden gestorben. Schon im Januar hatte er angekündigt, nicht erneut für den Bundestag zu kandidieren, denn die Krankheit hatte ihn schon länger begleitet. Und nun ist er von uns gegangen. Das hat mich wirklich getroffen.

Ottmar Schreiner war gerade im letzten Jahr für mich immer wieder ein Grund, in der SPD zu bleiben. Es wäre oft so einfach gewesen, hinzuschmeißen, diese Partei sich selbst zu überlassen und von außen darauf zu schauen, wie sie sich selbst kaputt macht. Spätestens während der Diskussionen zum Fiskalpakt hatte ich einfach keine Lust mehr. Was soll ich in einer Partei, die nicht zu ihren Grundsätzen steht?

Aber da waren immer ein paar, die sich nicht davon abbringen ließen. Ottmar Schreiner war der erste, von dem ich erfuhr, dass er gegen den Fiskalpakt stimmen würde. Und dann kamen noch einige hinterher. Das hat Mut gemacht. Ich bin nicht ausgetreten, ich bin geblieben.

Für mich kamen immer wieder diese Momente, in denen ich mich unwohl gefühlt habe, wenn ich Pressemitteilungen oder Beschlüsse der SPD lesen wollte, weil ich nicht wusste, was ich davon halten würde. Ich war und bin so oft nicht der gleichen Meinung, verzweifle oft an der Meinung führender SPD-Politiker/innen, bin es oft leid, mich für meine Mitgliedschaft zu rechtfertigen. Aber wenn Ottmar Schreiner im Bundestag ans Redepult gegangen ist, konnte ich mich zurücklehnen, weil ich wusste, dass es gut wird. Er war beständig. Und er hat über Jahrzehnte gekämpft. Er hat gekämpft und immer weitergemacht, egal, wie viele Niederlagen er erlitten hat. Er ist aufgestanden, hat weitergemacht. Und er hat mir und vielen anderen Jusos gezeigt, dass linke und vor allem auch glaubwürdige Politik mit der SPD möglich ist. Dass man Utopien und Visionen umsetzen kann und dass die SPD dafür den Rahmen bieten kann.

Ich hab meine Zweifel an dieser Partei oft geäußert. Ich habe schon oft mit mir gerungen, weil ich weiß, dass es ohne sie so viel leichter sein könnte. Auf dem Bundesparteitag in Hamburg hat Ottmar gesagt: “Man verlässt die Partei nicht. Man bleibt in ihr, kämpft und gewinnt gelegentlich.” Ich glaube, dass wir nur etwas erreichen können, wenn wir bleiben. Wenn wir der SPD immer wieder zeigen, wo sie hingehört und was ihre Aufgabe ist.

Irgendwann heute Nacht habe ich mit einem Freund geschrieben. Über Ottmars Tod. Über die SPD. Wie scheiße sich das alles anfühlt. Und er sagte, dass man so viele Vorbilder haben konnte, zum Beispiel Ottmar. Und dann fragte er, was jetzt noch bleibt. Und ich habe, ohne länger darüber nachzudenken, geantwortet: Wir.

Ja, wir bleiben. Das einzige, was der SPD bleibt und worauf sie aufbauen kann, das sind wir. Wir, die wir für linke Politik kämpfen wollen, die wieder aufstehen, die der Stachel im Fleisch der Partei sind. Wir müssen diejenigen sein, die da weitermachen, wo die SPD es alleine nicht schafft. Wir sind diejenigen, die Geschichte schreiben können, die die Gesellschaft gerechter machen können und die Visionen für ein besseres Leben haben. Denn wir sind Sozialist/innen. Und dass Sozialist/in Sein und SPD zusammenpasst, das hat uns Ottmar über Jahrzehnte gezeigt, indem er sich nicht von seinem Weg hat abbringen lassen.

Ich war schon so oft bereit, zu gehen. Es wäre nicht leicht. Trotzdem wäre es leichter, als zu bleiben. Aber seit wann müssen wir immer den leichtesten Weg gehen und unsere Ideale aufgeben? Natürlich ist es nicht leicht. Aber zusammen ist es möglich.

Ottmar, Du wirst fehlen. Aber niemand vergisst, was Du für uns und für die gesamte Gesellschaft getan hast. Niemand vergisst, wie Du gekämpft hast. Und jetzt kämpfen wir weiter.

Bernhard Hebertinger

 
 

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